Das Augenmerk dieser Arbeit liegt auf dem Geschlechterproblem im familiären Panopticon in Schlegels Düval und Charmille, das durch die traditionelle Struktur der Einheit von Raum und Zeit dargestellt wird: der Schauplatz des Dramas beschränkt sich auf die Familie und das Geschehen findet an einem einzigen Tag statt. Das unkanonische Drama Schlegels hebt die Themen von Frauenintimität und weiblicher Leidenschaft in Verbindung mit dem Laster hervor, womit sich die Darstellungsweise Schlegels deutlich von Schillers Drama, Kabale und Liebe, abhebt. In Letzerem wird die Liebe vor allem als reine Tugend dargestellt. Als Interpretationszugang bediene ich mich des Foucaultschen Panopticon, das als eine Metapher für Disziplinierung gilt, und im Drama insbesondere durch die Einheit des Raums und der Zeit fokussiert wird. In dieser Arbeit wird gefragt, warum Schlegel ein familiäres Panopticon in eine Raumzeit-Beziehung einbettet, um damit die Frauenintimität und die weibliche Leidenschaft in der Familie zu offenbaren. Die von Schlegel geschaffene, eingeschränkte Raumzeit-Beziehung lässt daher einen neuartigen Lasterdiskurs entstehen, der seinerseits Schillers Tugenddiskurs herausfordert.